Gestern vor 30 Jahren hatte ich gerade mein Studium beendet. Und genau gestern vor 30 Jahren bin wohl auch ich zu meiner Sparkasse gegangen, um Ostmark in Westmark einzutauschen. Wie viel davon meines war und wie viel für andere, weiß ich nicht mehr genau. Ich habe vieles von damals ausgeblendet.

Gestern vor 5 Jahren habe ich mich nebenberuflich selbstständig gemacht. Daran erinnere ich mich genauer.

Meine damalige Motivation war zuallererst tatsächlich, dass ich „richtige“ Rechnungen schreiben durfte.

In den letzten 5 Jahren ist viel passiert. Ein Business neben einem Hauptjob ist eine besondere Herausforderung, gleichzeitig auch eine Beruhigung. Wie schnell ich wachse und wie viel Geld ich verdiene, liegt ganz allein bei mir.

Sprints waren noch nie meine Leidenschaft, ich komme auch als langsamer Marathonläufer weiter voran.  Ich gönne mir öfter (Kreativ)-(Erholungs)-Pausen.

Ich will dann abwarten.

Ich will abwarten,

  • bis mich einige Dinge nicht mehr antriggern.
  • bis ich mich nicht mehr ständig über viele Rechtschreibfehler ärgere.
  • bis die Verschwörungstheorien aus meiner Timeline verschwinden
  • bis mich nicht mehr so viel ärgere
  • bis der Flow wieder da ist

Ich habe viel Zeit und auch Geld in mich und meine Weiterentwicklung investiert. Ich durfte viele Erfahrungen sammeln, durfte lernen, dass das reale Leben manchmal anders will als man selbst. Ich habe gelernt, auf mein „Bauchgefühl“ zu hören und sogenannte Wahrheiten der Experten immer wieder zu hinterfragen.

Ein  Visionboard bringt dich nicht voran, sagen die XXX. Es sei zu statisch, nicht modern, nicht zeitgemäß.

Du darfst dein Business nicht Herzensbusiness nennen, sagen die XXX. Dieser Begriff vermittelt, dass du  nicht genug Geld dafür nimmst / verlangst.

Du bist erst erfolgreich, wenn du mindestens 6-stelliig verdienst, sagen die XXX. Drunter geht gar nichts, darunter nimmt man dich nicht wahr.

Fokussiere dich nur auf dich und schau nicht auf andere, sagen die XXX.
Da mögen sie sogar recht haben, dann merkt man nicht, auf was man im Lauf der Jahre so gehört hat und erst nach Jahren erkennt, was einem da vorgespielt wurde.

Zitate von anderen zu posten, ist ein NoGo, sagen die XXX. Nur deine eigenen Aussagen katapultieren dich in den Sichtbarkeitshimmel.

Beim nächsten Durchlauf wird das Angebot xxxx € teurer, sagen die XXX.

Du musst deine Aussagen in Stories verpacken, sagen einige. Das mag stimmen. Wenn sie nicht zu lang sind, lese ich sie auch gern. Nur mir fällt es schwer, Stories zu schreiben. Es kostet mich zuviel Kraft. Und Zeit. Ich habe die  letzten 53 Lebensjahre auch ohne viel Gedöns überstanden.

Du musst regelmäßig Blogartikel schreiben, sagen die XXX. Mindestens einen die Woche, besser noch 2. Es ist unerheblich, ob deine Zielgruppe überhaupt Blogs liest, du musst eben …

Podcast sind die neue Weisheit von allem, sagen die XXX. Geht es nur mir so, dass Podcasts ohne Lese-Script möglicherweise Zeitverschwendung sind?

 

Vor ein paar Wochen hörte ich dann von Christian Bischoff:

Alles was dich nervt, hat etwas mit dir zu tun.

Es stört dich, weil du es auch in dir trägst.

Alles was dich aus deiner Ruhe und aus deiner Mitte bringt, ist ein Hinweisschild auf deine eigenen blinden Flecken.

 

Diese Worte haben mich irgendwie beruhigt.

Ja, es hat viel mit mir zu tun, das weiß ich. Aber wo sind meine blinden Flecken? Will ich sie wirklich finden? Neugierig bin ich ja schon …

Was macht ihr, um eure blinden Flecken zu finden?

Ich bin dann mal wieder auf meinem Weg als langsamer Marathonläufer. Falls ihr mich sucht …