Sichtbarkeit – ein großes Wort, das viele Selbstständige abschreckt. Es klingt nach teuren Kampagnen, Hochglanzbroschüren und riesigen Budgets. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In meiner Arbeit – als Geschäftsstellenleiterin im Gartenbauverband, als Geschäftsführerin im Floristenverband und in meinem eigenen Business als Sichtbarkeitshelferin – habe ich gelernt: Sichtbarkeit ist keine Frage des Budgets, sondern des kontinuierlichen Handelns.

Sichtbarkeit entsteht nicht durch den einen großen Auftritt, sondern durch viele kleine Schritte, die immer wieder gegangen werden müssen. Sichtbar zu sein heißt, dranzubleiben. Genau das macht es herausfordernd: Es braucht Aufmerksamkeit, Ausdauer und den Mut, sich immer wieder zu zeigen.

2015 bin ich mit meiner Gewerbeanmeldung gestartet. Offiziell Rechnungen schreiben für das, was ich schon länger gern gemacht habe: Websites erstellen, unterstützen, Dinge sichtbar machen. Meine Business-Vision hat sich seitdem entwickelt – genauso wie die Visionen in den Verbänden. Heute weiß ich: Die Konstante ist das Weitermachen in kleinen, machbaren Etappen.

Kleine Schritte, große Wirkung: Warum Sichtbarkeit kein Luxus ist

Verbandssichtbarkeit: Die Stimme für viele

Ein Verband ist die gemeinsame Stimme vieler Unternehmer. Er vertritt Interessen, bündelt Anliegen, bringt Themen in die Politik, organisiert Veranstaltungen und macht die Bedeutung einer Branche sichtbar. In meiner Rolle sehe ich täglich, wie wichtig es ist, präsent zu bleiben. Wenn wir nicht regelmäßig „hämmern“, werden die Bedürfnisse unserer Gärtner und Floristen übersehen.

Wichtig dabei: Kommunikation. Ich kann nicht hellsehen. Wenn Probleme oder Bedarfe da sind, müssen sie ausgesprochen werden. Wir liefern Vorlagen, Informationen, Pressearbeit, Social-Media-Assets – doch sichtbar wird ein Betrieb erst, wenn er sie nutzt. Ein Verband kann viel anstoßen. Gehen musst du die Schritte vor Ort.

Unternehmerische Sichtbarkeit: Deine Einzigartigkeit zählt

Während der Verband für die Gesamtheit spricht, musst du als Unternehmen deine Besonderheit zeigen:

  • Warum sollten Kunden gerade bei dir kaufen?
  • Was macht deinen Betrieb unverwechselbar?
  • Welche Werte, Geschichte, Qualität stecken dahinter?

Sichtbarkeit ist die Brücke zwischen deiner Einzigartigkeit und den Menschen, die davon erfahren sollen. Sie entsteht im Kleinen: im Ton deiner Texte, in ehrlichen Einblicken, in verlässlicher Wiederholung.

Mein größtes Learning: Deine Sichtbarkeit liegt in deiner Hand

Niemand nimmt dir Sichtbarkeit ab. Nicht der Verband, nicht der Nachbarbetrieb, nicht ein einzelner Post.

Viele wissen, dass sie „eigentlich mal etwas für Social Media machen müssten“. Und dann passiert – nichts. Die Gründe ähneln sich:

  • „Ich habe keine Zeit.“
  • „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“
  • „Das bringt doch nichts.“

Doch Sichtbarkeit ist kein Projekt zum Abhaken. Sie ist ein Prozess, der mit dem ersten machbaren Schritt beginnt – und mit dem zweiten weitergeht.

Kleine Schritte statt großer Perfektion

Die gute Nachricht: Es müssen nicht die großen Aktionen sein. Kleine, regelmäßige Schritte wirken am stärksten:

  • Ein kurzer Post aus deinem Arbeitsalltag.
  • Ein aktuelles Foto im Google-Unternehmensprofil.
  • Ein ehrlicher Einblick in eine Herausforderung.
  • Ein klarer Hinweis auf einen Termin oder eine Aktion.

Diese Kleinigkeiten summieren sich. Kunden, Mitarbeiter und Kollegen merken: Hier passiert etwas. Und der Hebel ist real: Zu einer Mitgliederversammlung kommen vielleicht 40 Personen. Ein Reel auf Instagram oder TikTok erreicht schnell 4.000 Menschen. Wenn sich 10 % davon später an dich erinnern, ist der Effekt um ein Vielfaches höher – für vergleichbar wenig Zusatzaufwand.

Aufgabe: Nimm dir heute 10 Minuten und poste ein Foto mit 2 Sätzen Kontext.
Morgen aktualisierst du 1 Feld in deinem Google-Profil.
Übermorgen beantwortest du 1 Kundenfrage öffentlich im Feed.
Fertig ist deine Drei-Tage-Routine.

Permanente Aufmerksamkeit – schwierig, aber unverzichtbar

Das Schwierigste an Sichtbarkeit: Sie hört nie auf. Einmal in der Zeitung zu stehen, reicht nicht. Die Schlagzeile wirkt kurz – am nächsten Tag liegt das Blatt im Altpapier. Ein einzelner Social-Media-Post verändert nichts, wenn danach wochenlang Funkstille herrscht. Ein Flyer bleibt blass, wenn er nicht Teil einer fortlaufenden Geschichte ist.

Sichtbarkeit bedeutet, dranzubleiben. Und ja, der Alltag ist voll. Aber ohne die bewusste Entscheidung, sichtbar zu bleiben, verpufft jeder einzelne Schritt.

Ich vergleiche das mit Pflanzen: Wasser, Pflege, Licht – regelmäßig. Niemand gießt einmal und wundert sich Wochen später über welkes Blattwerk. Sichtbarkeit funktioniert genauso: konstante, kleine Handgriffe – und die Bereitschaft, sie zur Gewohnheit zu machen.

Beispiel Verband: Wir versenden Rundmails mit wichtigen Infos – rechtliche Änderungen, Termine, Projekte. Sie werden gelesen. Kommt danach nichts, gerät das Thema in Vergessenheit. Erst die Folgehinweise (manchmal vier Wochen in Folge), Erinnerungen und eine kleine Geschichte dazu sorgen dafür, dass Botschaften ankommen und ins Handeln führen.

Der Effekt dieser Konstanz ist enorm: Mit jeder kleinen Aktion wachsen Vertrauen, Reichweite, Wahrnehmung. Wer kontinuierlich sichtbar bleibt, baut ein Fundament, das trägt – als Verband, als Florist, als Gärtner, als Unternehmer.

Merksatz: Sichtbarkeit ist kein Event, sondern Pflegearbeit.

Mein persönliches Beispiel: Telefonieren

Ich telefoniere nicht besonders gern. An manchen Tagen greife ich zügig zum Hörer, an manchen anderen Tagen  schiebe ich den Anruf. Das geht vielen so – Telefonate sind direkt und verbindlich, man kann sich nicht hinter einer ausformulierten E-Mail verstecken.

Und doch: Am Telefon klären sich Dinge in Minuten. Termin abgestimmt, Frage geklärt, Missverständnis ausgeräumt – wofür per Mail zehn Nachrichten nötig wären. Es spart Zeit, Nerven, und es bewegt etwas.

Das hab ich mittlerweile, nach fast 30 Jahren im Hauptjob begriffen. Und ich überwinde mich. Jeden Tag.

So ist es auch mit Sichtbarkeit: Der direkte Weg wirkt. Statt Strategien endlos zu wälzen oder Perfektion zu planen, hilft es, einfach zu starten – Foto hochladen, Story posten, kurzen Beitrag schreiben. Ohne Umwege.

Fiktives Mini-Szenario: Ein Mitglied ist unsicher, ob sich ein Azubi-Post lohnt. Ein kurzer Anruf – drei Minuten: Jobprofil klären, Fotoidee besprechen, Hashtags grob festlegen. Ergebnis: Noch am selben Tag geht ein ehrlicher Post raus („Warum wir ausbilden“), zwei Tage später meldet sich ein Interessent für ein Praktikum. Nicht die perfekte Kampagne, aber konkrete Wirkung.

Sichtbarkeit ist wie Telefonieren: Aufschieben macht es nicht leichter, der innere Widerstand wächst. Der erste Schritt dagegen schafft Verbindung – zu Kunden, Mitgliedern, Kollegen, zukünftigen Mitarbeitern.

„Zu teuer“? – Der wahre Preis von Unsichtbarkeit

Ob Mitgliedsbeitrag im Verband oder Investition in die eigene Sichtbarkeit – „zu teuer“ höre ich oft. Die bessere Frage lautet: Was kostet Unsichtbarkeit?

  • Kunden, die dich nicht finden.
  • Mitarbeiter, die woanders anfangen.
  • Chancen, die an dir vorbeigehen.

Diese Kosten sieht man nicht in der Buchhaltung, aber sie sind real – und meist höher als jede Investition in Sichtbarkeit.

Konkurrenzdenken ist nicht mehr zeitgemäß

Die Zeiten des Silodenkens sind vorbei. Jeder Betrieb hat seine Wunschkunden. Ein junges Paar für nachhaltige Hochzeitsfloristik sucht etwas anderes als der Stammkunde mit dem wöchentlichen Blumenstrauß. Eine Gärtnerei mit regionalen Gemüsejungpflanzen spricht andere Menschen an als ein Haus, das sich auf besondere Zimmerpflanzen spezialisiert.

Sichtbarkeit lebt vom Zeigen, Austauschen, Lernen. Gerade im Gartenbau und in der Floristik ist Netzwerken Gold wert.

Fiktives Beispiel: zwei Floristinnen, ein Stadtteil

Floristin A fokussiert Hochzeiten und Events, Floristin B den täglichen Ladenverkauf. Früher: „Die nimmt mir Kunden weg.“ Heute: Sie vernetzen sich. A empfiehlt B für klassische Sträuße und fürs tägliche Geschäft; B empfiehlt A für große Events und Brautpaare. Ergebnis: weniger Terminstress, zufriedenere Kunden, stabilere Auslastung – beide gewinnen, weil beide klar sichtbar sind.

Kern: Kooperation statt Konfrontation. Jeder zeigt Profil, beide profitieren.

Netzwerken – in allen drei Welten der Hebel

Im Verband entstehen Synergien, wenn Betriebe Erfahrungen teilen. In meinem Business öffnen sich Türen, wenn ich mich mit anderen Experten austausche. In Floristik und Gartenbau werden aus Netzwerken gemeinsame Aktionen: „Tag der offenen Gärtnerei“, Mitmach-Kampagnen, Story-Serien. Kunden spüren dieses Miteinander – es schafft Vertrauen und steigert die Attraktivität der ganzen Branche.

Triff diese Woche eine Verabredung: 15-Minuten-Austausch mit einem Betrieb aus deiner Nähe. Thema: „Eine Sache, die bei uns gut funktioniert – und warum.“ Danach postet ihr beide je 1 Learning.

Typische Stolperfallen – und wie du sie umgehst

  • Stammkunden-Sicherheit: „Die kommen schon.“ Ja – bis sie irgendwann nicht mehr kommen. Sichtbarkeit sorgt für Nachschub.
  • Social-Media-Mythos: „Ist nur ein Trend.“ Nein. Es ist das Schaufenster deiner Arbeit – heute unverzichtbar.
  • Allein schaffen wollen: führt oft zu „gar nicht anfangen“. Besser: klein starten oder sich Unterstützung holen.

Sichtbarkeit leicht machen – so startest du

  1. Mikro-Routine (täglich 10 Minuten): 1 Foto + 2 Sätze Kontext posten (Feed oder Story).
  2. Google-Profil (wöchentlich): 1 neues Foto, 1 Angebot/Beitrag aktualisieren.
  3. Telefon-Minute (2× pro Woche): 1 kurzer Anruf statt 10 Mails.
  4. Netzwerk-Ping (wöchentlich): 1 Kollege, 1 Austausch, 1 gemeinsamer Post.

Konsequent klein ist besser als sprunghaft groß.

Fazit: Sichtbarkeit ist Notwendigkeit, kein Nice-to-have

Ob Verband, Blumenladen oder dein eigenes Business: Sichtbarkeit entscheidet, ob du wahrgenommen wirst. Sie ist kein Luxus für ruhige Zeiten, sondern der Motor für Kunden, Mitarbeiter, Wertschätzung.

Sichtbarkeit heißt, kleine Schritte zu gehen – auch wenn sie nicht immer leichtfallen. Dranzubleiben – auch wenn Ergebnisse nicht sofort kommen. Gemeinsam zu handeln – statt im Konkurrenzdenken zu verharren.

Das habe ich in all meinen Rollen gelernt: Sichtbarkeit ist ein Weg. Wer ihn geht, bewegt nicht nur sich selbst – sondern inspiriert andere.